Denkweisen...
Im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund gibt es sehr oft Missverständnisse, da man als Mensch dazu neigt, Dinge aus einer anthropozentrischen Sicht ( der Mensch stellt sich selbst in den Mittelpunkt seines Denkens ) zu bewerten. Ein Blick durch die Hundebrille würde wohl einen „Aha“-Effekt auslösen.
Hier ein paar Beispiele:
1. mein Hund kann im Flur liegen, da ist es schön kühl auf den Fliesen
2. im Garten kann er sich austoben, ist ja eingezäunt
3. gehe ich immer denselben „Gassi-Weg“? Wenn ich mit einem - halbwegs territorial – veranlagten Hund immer
die gleiche Runde gehe, wird er dadurch eher zum „Schweizer Zollbeamten? ...
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zu 1. im Flur liegend, mit Blick auf die Haustüre fühlt sich der Hund eher zuständig für die Kontrolle der
Wohnung….daraus kann sich z.B. ergeben, dass er Besucher anspringt und diese „begrüßt“, was oft eher
ein „abchecken“ ist. In fortgeschrittener Form wäre auch „zwicken“ denkbar….
Zu 2. Lasse ich meinen Hund in den Garten (alleine, ohne „Betreuung“) , gebe ich automatisch einen
Wachauftrag. Je nach Veranlagung wird der Hund dann Passanten verbellen, anknurren oder „im Auge
behalten...“ Will ich das? Und: stresst das meinen Hund?
Zu 3: dadurch dass ich mit meinem Hund nicht spazieren gehe, sondern überall auch mal beschäftige); kommt es eher
zu „positiven Gedankengängen“
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Es wäre also im Interesse aller Beteiligten, einen Rollentausch vorzunehmen; zumal es beim Hund Stress auslöst, wird diesem die Last der Verantwortung aufgebürdet. Die erziehende Person sollte hierbei immer die Papa / - Mamarolle einnehmen. Der zu erziehende Hund dann eher die „kindliche Rolle“.
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Lösungsmöglichkeiten:
zu 1: einen Liegeplatz aufbauen, weg vom Eingangsbereich hin in eine ruhige Ecke mit wenig Einsicht zum Eingangsbereich. In der Anfangsphase wäre eine Art „Bench“ (räumliche Abgrenzung) gut, damit der Hund zwar beobachten kann, aber eben auch zur Ruhe kommt.
Zu 2: in den Garten würde ich immer mitgehen, sogar würde ich mich in der Anfangsphase eher am Zaun aufhalten (mein Hund eher im Background), damit ich die Möglichkeit habe, z.B. Passanten zu begrüßen. So bekommt mein Hund das Gefühl, er wird betreut.
Zu 3: im sogenannten 3.Umfeld, also in fremden Gebieten ist die „mögliche Gefahr“ am größten. Denn normalerweise hätte man ja ein eigenes Revier, dass von Rudelfremden nicht betreten wird…..Hier hilft oft, erst einmal abzuschalten, damit der Hund in Ruhe verschiedene Eindrücke aufnehmen und verarbeiten kann. In der Anfangsphase kann man noch eine kurze Beschäftigungsaktivität einbauen, je nach Fortschritt wird das dann ausgebaut.
Auch ist die Frage, wer für Revierkontrolle zuständig ist. Lässt man seinen – i.d.R. viel schnelleren - Hund frei laufen, so beraubt man sich zum Einen der Möglichkeit, ihm etwas „bei-zubringen“, da er ja sehr schnell „mal weg ist“ und dann in den Modus kommt, eigene Ideen zu entwickeln (da kann es schnell mal sein, dass einem Wauzi zeigt, was man aus so einem langweiligen Spaziergang alles machen kann….)
zum Andern wird der Hund dann auch das Revier markieren übernehmen und daraus ergibt sich dann – je nach territorialer Veranlagung – auch mal die Idee, einen Revier/Futter/Sexualpartnerkonkurrenten aus ebendiesem zu verjagen, bzw. diesem klarzumachen dass er hier nicht willkommen ist …
Da wäre es doch besser, einen Rollentausch vorzunehmen, so dass man seinem Hund zeigt, dass es der Mensch ist der die Dinge regelt und anleitet. Das beginnt beim rausgehen damit, dass der Hund an eine „nicht strategische Stelle“ (keine Wegkreuzungen, Pinkelstellen, usw.) geführt wird, wo er sich lösen kann. Einen zuvor versteckten Futterbeutel könnte man danach gemeinsam suchen (spannend machen) und finden. Die enthaltene große Futterration oder das Knabberteil (beides beruhigt erstmal) kann man dann beim gemeinsamen Abschalten dem Hund anbieten. Anschließend sollte man dem Hund die Möglichkeit geben, dass Erlebte während genügend Ruhepausen und dadurch entstehender Tiefschlafphasen zu verarbeiten bzw. im Langzeitgedächtnis abzuspeichern.
So hat man die besten Chancen, einen entspannten und zufriedenen Hund zu haben, der durch seine Bezugsperson erfährt wer zuständig ist für Sicherheit, Anleitung der „Jagd“ (Nahrungsbeschaffung), usw.
Beachte:
natürlicher biologischer Ablauf:
Ghrelinausschüttung beim "Beutesuchen" - danach »
Ghrelinabbau beim essen - große Portion - besserer Abbau - dadurch »
Leptinausschüttung nach sattessen - dadurch »
Serotoninausschüttung beim anschließenden "Verdauungsschlaf"