Die spinnen, die…
Wir befinden uns im Jahr 2015 der modernen Zeitrechnung. Ganz Deutschland ist von verzweifelten Hundebesitzern besetzt, die lediglich einen Hund besitzen… .
Ganz Deutschland?
Nein!
Ein von unbeugsamen Beuteljägern bevölkertes Dorf hört nicht auf, Hunde zu erziehen statt zu dressieren, auf die „Mansagts“ zu pfeifen, ihren Hund artgerecht auszulasten statt unsinnig zu beschäftigen und umzudenken in Richtung Hund.
In welcher Gegend wohnen Sie?
Da wo die zwar Hunde besitzende „homo sapiens Hörtnix“ Übermacht wohnt, die aber in brenzligen Situationen trotzdem dumm dasteht, weil Ihr Hund in, für ihn wichtigen Situationen nix, „hört“ und sie selbst auch nix anderes mehr hören (wollen), und ihren Hund immer so weiter instrumentalisieren wie schon vor 30 Jahren?
Oder gehören Sie zu den Beuteljägern, deren Hund gar nicht zurückgerufen werden muss, weil er eh schon bei Ihnen ist?
Wie machen die das nur, diese Beuteljäger?
Ganz ohne Zaubertrank, dafür mit dem Beutelfix, nicht zu verwechseln mit Magifix, obwohl das Prinzip ähnlich ist. Beutel auf und schon kann gefressen werden. Aber natürlich erst nachdem gemeinsam gejagt wurde.
Frei nach dem Motto: Wer will schon ein Wildschwein jagen, wenn er kann einen Beutelfix haben?
Während der Belagerungszeit hätten die Hundebesitzer “Hörtnix“ genügend Zeit gehabt, um hinter das Geheimnis der Bindung zwischen den Beuteljägern und ihren Hunden zu kommen.
Dafür hätten Sie aber umdenken müssen in Richtung Hund, statt Mitläufer zu bleiben bei den „Mansagts“.
Und da umdenken für viele Menschen schwieriger ist, als für deren Hunde,
waren Sie lediglich beindruckt von dem selbstverständlichen Zusammenleben und der Erziehung der Hunde, die wie nebenbei während des gemeinsamen Alltags und der Jagdausflüge stattfand. Gehorsam um des Gehorsams Willen gab es nicht und schon gar keine extra Übungsstunden für den Grundgehorsam.
Besonders interessierte sie in diesem Zusammenhang, der Rückruf, der seltenst zum Einsatz kam, da die Hunde entweder mit ihren Menschen gemeinsam auf der Jagd waren, oder gemeinsam ruhten.
Mit diesem Interesse an einem einzigen Aspekt der Hundeerziehung, vergaßen sie leider, dass der Hund ein „Ganzes“ ist und nicht aus Einzelteilen besteht die man nach Lust und Laune zusammensetzen oder auseinander bauen kann.
Das Leben hört für so einen Hund ja nicht beim Rückruf auf, und, wenn man es genau nimmt, fängt es da auch nicht an.
Es fängt mit einer zielorientierten Bewegung, hin zur Wärme- und Milchquelle an. (s.a. Eine globale Bewegung breitet sich aus – willst Du wissen was Deinen Hund bewegt?)
Es wäre ziemlich einfach für die Hundebesitzer gewesen, diesen bio-„logischen“ Sinn auch in Ihre Erziehung mit einzubinden. Leider ist es für die meisten unter Ihnen noch einfacher Hunde lediglich zu besitzen und mit der „von der Hand ins Maul Fütterung“ zu instrumentalisieren statt im sozialen Kontext zu erziehen.
Zu theoretix?
Ok.
Mama Hund „ruft“ ihre Welpen heran, während sie mit einer Beute(l) im Maul davon rennt, damit sie hinter ihr her jagen. Nicht damit sie zu ihr kommen um zu ihr zu kommen.
Das wäre Gehorsam um des Gehorsams Willen.
Sie bringt ihnen also etwas bei, und das ist die erfolgreiche Jagd.
Nebenbei hat sie ihnen auch beigebracht zu ihr zu kommen.
Dafür füttert sie nicht zwischendurch die Meute mit einem Hasenohr.
Die Welpen folgen, weil es Spaß und Sinn macht.
Hierbei liegt die Motivation im Welpen selbst (intrinsisch), während eine Futterbelohnung ein extrinsischer (von außen hinzugefügter Verstärker) ist, der auf Dauer die intrinsische Motivation des Welpen abtöten würde.
Bio-„logisch“ ist es, nachdem die Welpen gejagt und Beute gemacht haben, diese Beute auch zu fressen und zwar komplett.
Daher füttern die Beuteljäger auch eine komplette Mahlzeit aus dem Futterbeutel und missbrauchen ihn nicht als Leckerchen Tasche.
Mama Hund erzieht also in einem sinnvollen, für den Welpen nachvollziehbaren Kontext (Zusammenhang).
Nahrungserwerbsverhalten zu erlernen ist sinnvoll für den Hund.
Sinnlos dagegen, ist es wenn Du den Rückruf mit Deinem Hund übst, damit er zu Dir zurück kommt, ohne dass Du dann etwas mit ihm oder Deiner Umwelt tust.
Ein Leckerchen reinschieben zählt nicht, dass ist nicht der Sinn des Lebens für Deinen Hund, sondern hält genau so lange an, bis wichtigere Beute, Hunde, Menschen des Weges kommen.
Es sprechen natürlich auch noch viele andere Aspekte gegen Handfütterung, dazu aber in einem anderen Artikel mehr.
Umziehen ins Dorf der Beuteljäger kommt für Dich nicht in Frage, ist zu anstrengend?
Du bist noch nicht bereit Liebgewonnenes los zu lassen?
Das ist alles zu umständlich?
Die Beuteljäger sind zu merkwürdig?, zu unangepasst?
Dann kommt hier ein Umzugshelfer für Dich:
Wenn Du immer wieder das tust,
was Du immer schon getan hast,
dann wirst Du immer wieder das bekommen,
was Du immer schon bekommen hast.
Wenn Du etwas anderes haben willst,
musst Du etwas anderes tun!
Und wenn das, was Du tust, Dich nicht weiterbringt,
dann tue etwas völlig Anderes -
statt mehr vom gleichen Falschen!
Zitat: Paul Watzlawick
Liebe Leser,
wenn Sie jetzt denken, die hat doch nicht mehr alle Beutel im Schrank, mag sich das aus Ihrer Sicht beim Durchlesen so anhören, ich kann Ihnen aber versichern, dass ich stets meine 15 Beutel beisammen habe.
Genau wie weitere Dinge die mir bei einem Belagerungszustand helfen:
- wie meinen Optimismus, den ich mir erhalte weil immer mehr Menschen Richtung Hund umdenken
- die Haare auf meinen Zähnen
- meine Meinung bzgl. enthundlichten Beschäftigungsangeboten die sich Menschen für Menschen ausgedacht haben (Agility, Longieren, Obedience etc.)
- eine ganzheitliche Betrachtungsweise auf den Hund, in der alles was ich mit meinem Hund tue oder nicht tue in Zusammenhang steht und eine Bedeutung hat, wenn nicht für uns, so auf jeden Fall für unseren Hund
- den roten Faden, der sich durch unser Leben und die Erziehung des Hundes zieht und alle Bereiche unseres Alltags mit einbindet
....(mit freundlicher Genehmigung) von Birgit Hammesfahr